Projektmitarbeiterin Dua Zeitun mit Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet
Beitrag vom 05.12.2025
Ehramtliche Tätigkeit über das Projekt hinaus gewürdigt.
Wir freuen uns, mit großer Achtung bekanntzugeben, dass unsere Kollegin Du’A Zeitun am 1.12.2025 im Schloss Bellevue mit dem Bundesverdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet wurde. Diese Auszeichnung würdigt ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement für Demokratie, Vielfalt und Zusammenhalt. Du’A ist muslimische Theologin und seit über 12 Jahren Mitarbeiterin an der Katholischen LandvolkHochschule Oesede. Sie ist seit Beginn im Jahr 2022 im Projekt „Abgehängt? Eingeholt! Jung, ländlich & vielfältig“ aktiv.
Engagement über das Projekt hinaus
Du’A setzt sich weit über ihre Tätigkeit in unserem Projekt hinaus ein: Im Verein Muslimische Jugendcommunity Osnabrücker Land (Mujos) engagiert sie sich seit Jahren im interkulturellen und interreligiösen Dialog. Als Tochter syrischer Einwanderer ist sie in einem kleinen Dorf nahe Osnabrück aufgewachsen und weiß, was es heißt, wenn man in Schule und Alltag ausgegrenzt wird. Daher ist es ihr ein Anliegen, muslimischen Jugendlichen unabhängig von einer Gemeinde oder Tradition einen Raum der Begegnung zu schaffen. Politische Bildungs-, Präventions- und interreligiöse Dialogarbeit stellt einen Hauptpfeiler der Vereinsarbeit dar. Als studierte islamische Theologin initiierte sie schon vor der Gründung von Mujos christlich-muslimische Führungen durch den Osnabrücker Dom oder Vorträge in katholischen Kindergärten.
Wirken im Projekt und der Bildungsarbeit
In unserem Projekt spielt sie eine wichtige Rolle: Sie stärkt junge Frauen mit Migrationsgeschichte - durch Ausbildung zu Jugendgruppenleiterinnen oder Empowerment-Seminare. Zuletzt setzte sie das Seminar „Frieden gestalten – Extremismus erkennen und entgegenwirken“ um, ausdrücklich für junge Frauen. In landwirtschaftlichen Kursen der Landvolkhochschule Oesede und der Andreas Hermes Akademie klärt sie über den Islam und Vorurteile auf. Und sie bringt junge muslimische Menschen in die Katholische LandVolkhochschule und schafft so weitere Möglichkeiten zur Begegnung und für neue Perspektiven auf allen Seiten.
Neben den Seminaren an außerschulischen Lernorten leistet sie im Projekt auch politische Bildungsarbeit in Zusammenarbeit mit Respekt Coaches und an Schulen, etwa mit Workshops zu Rassismus, Antisemitismus und im vergangenem Jahr mit Blick auf den Nahostkonflikt. Ihre Erfahrung als Brückenbauerin und interreligiöse Vermittlerin fließt so direkt in unsere Projektarbeit ein und macht deutlich, wie sehr ehrenamtliches Engagement und professionelle Bildungsarbeit ineinandergreifen können. Ihr Engagement steht beispielhaft für die Haltung, mit der unser gesamtes Projektteam junge Menschen begleitet und wertvolle Beiträge leistet, um demokratische Bildung in ländlichen Räumen zu stärken.
Der Preis für den Einsatz und die Bedeutung für uns alle
Diese Arbeit ist nicht leicht: Als interkulturelle Vermittlerin und Brückenbauerin bewegt sich Du’A oft zwischen verschiedenen Welten, mit teils unterschiedlichen Perspektiven. Das ist emotional und intellektuell fordernd, denn Erwartungen, Kritik oder Unverständnis kommen von vielen Seiten. Besonders nach dem 7. Oktober wurde die Arbeit noch herausfordernder. Denn Jugendbildung ist auch Beziehungsarbeit. Identitätsfragen, familiäre Konflikte oder auch Fluchttraumata zeigen sich in der Arbeit mit jungen Menschen. Die aktuelle politische Lage in Deutschland und Nahost kam hinzu.
Gerade in Zeiten, in denen gesellschaftliche Debatten rau sind, Diskriminierung und Extremismus immer wieder sichtbar werden, brauchen wir Menschen wie sie. Nicht nur, weil sie selbst betroffen sind, sondern weil sie mit Mut, Empathie und Ausdauer Brücken bauen.
Aber die Arbeit für Demokratie, Vielfalt und Grundwerte darf nicht allein auf denen lasten, die durch eigene Biografien motiviert sind. Die Würdigung von Du’As Einsatz ist auch eine Erinnerung an die gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wir brauchen viele, die Verantwortung übernehmen und Haltung zeigen.
Unser Beitrag: Verankerung in den ländlichen Räumen
Wir möchten nicht nur durch direkte Arbeit mit jungen Menschen wirken, sondern auch Gesprächsräume in unseren Bildungszentren schaffen und fachliche Impulse für Pädagog*innen aus unterschiedlichen Themenfeldern der ländlichen Bildungsarbeit bieten. So kann der Einsatz für Demokratie, Vielfalt und ein friedliches Miteinander auf viele Schultern verteilt werden und wir hoffen, damit langfristig Strukturen und Netzwerke zu stärken, die über unser Projekt hinauswirken.
Mit dem Bundesverdienstkreuz für Du’A Zeitun rückt uns allen ins Bewusstsein: Engagement für gesellschaftlichen Zusammenhalt ist unbezahlbar - und es braucht uns alle.
Text: Franziska Holze, Projektleitung und Bildungsreferentin, Andreas Hermes Akademie
Bilder: Jasmin Zeitun