Umgang mit antimuslimischem Rassismus
Beitrag vom 09.09.2024
Empowermentseminar für junge Frauen in der kath. Landvolkhochschule Oesede
Vom 06. bis 08. September 2024 fand ein Wochenendseminar an der Katholischen LandvolkHochschule statt, das sich intensiv mit dem Thema „Umgang mit antimuslimischem Rassismus in der Gesellschaft“ auseinandersetzte. 14 junge Frauen zwischen 15 und 17 Jahren mit Migrationshintergrund und Fluchterfahrung nahmen an dieser Veranstaltung teil, die darauf abzielte, ein umfassendes Verständnis über die Facetten und Auswirkungen von antimuslimischem Rassismus zu erlangen. Darüber hinaus wurden Handlungsstrategien erarbeitet, um Diskriminierung im Alltag konstruktiv begegnen zu können.
Ein zentrales Resultat des Seminars war die Erkenntnis, dass die Teilnehmerinnen in ihrem täglichen Leben zunehmend antimuslimischen und rassistischen Diskriminierungen ausgesetzt sind. Immer wieder berichteten sie von einschneidenden Erfahrungen, etwa von verbalen und körperlichen Übergriffen, die sie auf der Straße erleiden mussten. Beispiele wie das bewusste Nichtausweichen auf dem Gehweg, Anfeindungen, sowie körperliche Drohungen verdeutlichten die Risiken, mit denen viele konfrontiert sind. Auch im schulischen Umfeld berichteten die Teilnehmerinnen von diskriminierenden Äußerungen seitens von Mitschüler:innen und sogar Lehrkräften. Besonders die gesellschaftliche Stimmung nach den tragischen Ereignissen vom 7. Oktober 2023 und dem islamistischen Anschlag in Solingen führte zu einer intensiveren Wahrnehmung und Angst unter den Teilnehmerinnen.
Die Schilderungen der Frauen reichten von einem Gefühl der Ohnmacht bis hin zu Sorgen darüber, ob sie Deutschland verlassen müssten, falls rechtsextreme Strömungen an Einfluss gewinnen sollten. Diese Ängste verdeutlichen die Dringlichkeit, mit der sich Gesellschaft und Institutionen diesem Thema annehmen müssen.
Trotz der schwierigen Thematik zeigten sich die Teilnehmerinnen während des Seminars sowohl interessiert als auch ermutigt, da sie konkrete Werkzeuge an die Hand bekamen, um sich gegen Diskriminierung zu wehren. Viele äußerten jedoch auch ihre Frustration darüber, dass der gesellschaftliche Diskurs über Muslimfeindlichkeit und antimuslimischen Rassismus in der breiten Öffentlichkeit noch nicht ausreichend geführt wird. Insbesondere wird eine intensivere Auseinandersetzung mit diesen Themen von Lehrkräften gefordert, um das Bewusstsein und die Sensibilität in Bildungseinrichtungen zu steigern.
Die Erfahrungen aus dem Seminar unterstreichen den hohen Bedarf und das große Interesse an weiteren Initiativen, die Musliminnen und Mädchen mit Migrations- und Fluchthintergrund im Umgang mit antimuslimischem Rassismus stärken. Projekte, die auf Empowerment setzen und spezifische Trainings zur Argumentation sowie praktisch anwendbare Methoden anbieten, erscheinen besonders sinnvoll.
Nicht zu vernachlässigen ist die Forderung nach einer gesamtgesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Diskriminierung. Es bedarf nicht nur eines Empowerments der betroffenen Gruppen, sondern auch entsprechender Maßnahmen, die auf den Abbau diskriminierender Einstellungen in der Mehrheitsgesellschaft abzielen. Nur so kann das Ziel einer möglichst diskriminierungsarmen Gesellschaft verwirklicht werden.
Insgesamt zeigt das Seminar, wie wichtig es ist, Räume für Dialog und Reflexion zu schaffen, um den vielfältigen Herausforderungen von Diskriminierung entgegenzuwirken und eine kulturübergreifende Solidarität zu fördern.
Text: Du'A Zeitun, Katholische Landvolkhochschule Oesede
Redaktion: Franziska Holze, Projektkoordinatorin
Bilder: Du'A Zeitun