Hate Speech, Filterblasen und Anonymität im Netz

Beitrag vom 13.03.2023

Drei Projekttage mit überraschend Neuem für die Schüler*innen

Vom 25. bis 27. Januar 2023 haben zwei Teamende von Haus Neuland in Bielefeld einen Workshop zum Thema „Hate Speech“ am Gymnasium Schloss Holte angeboten. 24 Jugendliche interessierten sich dafür und meldeten sich an. Am ersten Tag stand neben dem Kennenlernen und der Abfrage der Erwartungen der inhaltliche Einstieg sowie die Begriffsklärung im Mittelpunkt. In einem Meinungsbarometer positionierten sich die Jugendlichen zu ihrem „Online-Verhalten“. Im Netz aktiv waren alle, Erfahrungen mit Hate Speech hatten auch viele. Die Jugendlichen recherchierten dann Beispiele von Hate Speech im Netz. Die gewählten Beispiele bezogen sich auf bekannte Personen wie Kanye West oder Travis Scott und enthielten unterschiedliche Phänomene von Hasskommentaren, Beleidigungen bis hin zu Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit.

Der zweite Tag startete mit einem Bingo mit Bezug zum Thema. Die Jugendlichen waren begeistert und befragten sich intensiv gegenseitig. Waren Begriffe nicht bekannt, wie Synagoge, LGBTQIA+ oder Antisemitismus, erklärten sich die Jugendlichen die Begriffe gegenseitig. Im Weiteren debattierten die Jugendlichen über Anonymität im Netz und sollten hier pro und contra Positionen einnehmen. Es wurden interessante Argumente vorgebracht – Anonymität wurde aus Gründen des Datenschutzes befürwortet, während die Gegner es wichtig fanden, dass Menschen mit Klarnamen posten müssen, um Beleidigungen etc. zu verhindern. Eine Mischform, bei der strafrechtlich relevante Dinge eingesehen werden können, fand am Ende viele Anhänger:innen. In der letzten Einheit beschäftigten sich die Jugendlichen mit verschiedenen Diskriminierungsformen (Rassismus, antimuslimischer Rassismus, Sexismus und Antisemitismus). Sie beschäftigten sich mit kleinen Handouts zu den Themen und stellten sich zentrale Punkte vor. Als Wissenssicherung mussten die Jugendlichen die Diskriminierungsformen verschiedenen Situationen zuordnen, was gut gelang.

Am letzten Tag sollten neben der inhaltlichen Auseinandersetzung, auch der Umgang mit dem Internet geschult werden. Zu Beginn suchten die Jugendlichen im Internet nach problematischen Memes und teilten diese in „unproblematisch“, „schlechter Stil/nicht witzig“ und „strafrechtlich relevant“ ein. Die Suche hat den Jugendlichen viel Spaß gemacht und es zeigte sich, dass alle Memes mit NS Bezug erkannt und als „No gos“ bezeichnet wurden. Das Recht am eigenen Bild war den Jugendlichen besonders wichtig – sie kritisierten sehr, wenn Bilder von Kindern ins Internet gestellt werden. In der anschließenden Diskussion über Algorithmen zeigte sich dennoch, dass die meisten mit dem Thema bisher keine Berührung hatte – das Thema Filterblasen also völlig neu war. Die meisten waren überrascht, konnten sich nun Werbung erklären, die sie ungefragt erhielten. Im letzten Schritt ging es um Handlungsmöglichkeiten – die Jugendlichen überlegten in Kleingruppen, was man tun kann, wenn man Hate Speech miterlebt, wo mensch Hilfe bekommen und wie man aufklären könnte. Hier entstanden Plakate, die im Plenum vorgestellt wurden.

Am Samstag, dem Abschlusstag, fand in der Schule eine Präsentation von allen Projekten statt. Die Gruppe präsentierte Plakate und führte mit interessierten Mitschüler:innen ein Kahooot zum Thema Hate Speech durch. Kahoot war den Jugendlichen bekannt und sie erstellten am Morgen ein Wissenquiz. Dieses kam bei den Mitschüler:innen sehr gut an und zog viel Publikum an.

Fazit: Die Jugendlichen haben an den vier Tagen toll mitgemacht, fanden die „anderen“ Methoden spannend. Es war mal etwas Anderes als Schule, sagten viele. Sie hätten inhaltlich viel gelernt und auch Spaß an den kleinen Spielen zwischendurch gehabt, die zur Auflockerung eingebunden wurden.   

Text und Bilder: Carola Brindöpke, Jugendbildungsreferentin Haus Neuland, Bielfeld

Teaserbild: Jon Tyson auf Unsplash