Dorf - Land - Fluss

Beitrag vom 31.10.2023

Demokratiebildung mit Berufsschullehrkräften der grünen Berufe in Sachsen

War Ernst Haeckel jetzt ein Nazi? Autobahnen sind doch ein Gewinn aus der Nazizeit, oder? Umweltschutz gleich Heimatschutz? Ist Heimatliebe noch okay?

Am 9. Oktober 2023 kamen in der Berufsakademie Dresden ganz unterschiedliche Menschen zusammen, denen die ländlichen Räume, die Landwirtschaft und die Demokratie am Herzen liegen. 
Organisiert durch die Andreas Hermes Akademie, unterstützt und eingeladen durch den Landesbauernverband Sachsen und zu Gast in den Räumlichkeiten des Studiengangs Land- und Ernährungswirtschaft – Agrarmanagement fand ein eintägiges Seminar mit einem Referenten von FARN (Fachstelle Radikalisierungsprävention und Engagement im Naturschutz) für Berufsschulehrkräfte, Respekt Coaches und Aktive in der Demokratiebildung in ländlichen Räumen statt.
Der Einladung folgten Lehrkräfte und ein Schulsozialarbeiter aus Orten wie Freiberg, Sebnitz, Pirna, Köllitsch oder Dippoldiswalde. Kleine Orte oder Städte in ländlichen Gegenden Sachsens, die durch die Landwirtschaft geprägt sind.

Wie können wir einen Beitrag zur Demokratiebildung leisten? Wie können wir extremistischem Gedankengut entgegentreten? Und was können wir gegen die Vereinnahmung von jungen Menschen von rechts tun?

Der Workshop sensibilisierte die Teilnehmenden zunächst für die historischen und aktuellen Schnittpunkte zwischen dem deutschen Umwelt- und Naturschutz bzw. der Landwirtschaft und extrem rechten Ideologien. Überträgt man Prozesse aus der Landwirtschaft und Pflanzenzüchtung auf die Gesellschaft, kann schnell menschenverachtendes Gedankengut entstehen. Sozialdarwinismus, Rassenhygiene oder Eugenetik knüpfen hier an. Diese Denkstrukturen haben ihren Ursprung weit vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten und tauchen auch heute immer wieder auf. Auch im Unterricht und im Gespräch mit jungen Menschen. Ebenso wie Aspekte der Blut und Boden Ideologie der Nationalsozialisten, Narrative von vermeintlicher „Überbevölkerung“, Diskriminierung unter dem Deckmantel des Tierschutzes oder Umweltschutzes, „Rassenlehren“ in der Anthroposophie und biologisch-dynamischen Landwirtschaft oder Ideologien der Ungleichwertigkeit bei vermeintlich harmlosen Influencerinnen mit Zöpfen in idyllischer Landschaft oder völkischen Siedler:innen, die zunächst harmlos erscheinen mögen.

Nach angeregten Diskussionen und Erfahrungsaustausch zu Situationen mit Berufsschüler: innen setzten sich die Teilnehmenden mit Handlungsstrategien und Interventionsmöglichkeiten auseinander und reflektierten die eingesetzten und vorgestellten Methoden für ihre eigene Praxis. 

Text: Franziska Holze, Projektkoordinatorin und Bildungsreferentin der Andreas Hermes Akademie im Bildungswerk der deutschen Landwirtschaft e.V.

Bild: Franziska Holze